Geschrieben von Annalena
Ich ertappe mich oft dabei, sowohl bei Großen Entscheidungen als auch bei Kleinigkeiten im Alltag, wie sehr ich mich anstrenge es gut zu machen, um nicht gleich zu sagen „es perfekt machen zu wollen“. Als ich noch jünger war, habe ich einen Großteil der Sachen, die ich als Ideen hatte, nicht gemacht oder erst Jahre später, weil ich immer auf „den richtigen Zeitpunkt“ gewartet habe. Und mit „richtigen Zeitpunkt“ meine ich den Zeitpunkt, von dem ich selbst dachte, dass ich dann „gut genug“, „vorbereitet genug“, „selbstbewusst genug“ oder schlicht und einfach auch „mutig genug“ wäre. Das Genug bei all diesen Überzeugungen ist der Haken, denn meistens teilen wir Frauen etwas und zwar die Unsicherheit ob das, was wir machen und denken und können genug ist.
Es ist nicht EINFACH Dinge zu machen vor denen man Angst hat. Es ist nicht EINFACH Gedanken der Selbstzweifel beiseite zu schieben und sich Dinge zu trauen, sich zu zeigen, Neues auszuprobieren, mutig die eigene Stimme zu nutzen oder gar neue Wege zu gehen. Und ich meine das im „Kleinen“ und im „Großen“. Ganz egal, ob du gerade an Alltagssituationen denkst oder an große Entscheidungen, die du treffen möchtest oder auch musst – sich selbst weiterzuentwickeln braucht Mut. Und zu Mut gehören Angst und Zweifel dazu – sie sind quasi beste Freundinnen und kommen niemals alleine. Denn ohne Angst zuvor oder Zweifel wären wir ja nicht mutig und würden neue Wege begehen, sondern Vertraute wählen.
Ich möchte heute, gerade in dieser Zeit, in der so viel Unsicherheit und Angst in der Luft hängt durch Covid-19 und alle Pläne, die du hattest sowie dein ganzer Alltag lahm liegen, eine Erfahrung und eine Technik mit dir teilen, die mir sehr geholfen haben, um mit Selbstzweifeln und unbekannten Situationen umzugehen. Denn Selbstzweifel und einen dauernd plappernden Quälgeist in wichtigen Situationen (ich taufe ihn so, weil dieser innere Dialog von „sollte ich“, „kann ich“, „was wenn ich…“, „ich bin nicht gut genug“, „ich kann das nicht“, „ich schaff das nicht“, „alle anderen sind besser“ etc., ist quälend, unheimlich quälend) kennen wir alle und sie werden niemals ganz vergehen, aber es macht einen riesen Unterschied, ob sie über dich bestimmen oder du über sie. Und um das zu verändern, brauchst du die richtigen Techniken und die wenigsten Erwachsenen zeigen uns diese als Heranwachsende, weil sie sie auch nicht gelernt haben.
Es ist nicht damit getan, dass ich dir sage „du schaffst das, versuch es trotzdem, versuch es immer wieder, du kannst das!“. Das kann dich antreiben und bestärken, wenn du eh schon mehr oder weniger an dich glaubst und einfach ganz natürlich Angst bekommst kurz bevor etwas losgeht und du es tatsächlich machst und dich traust. Wenn du dir aber wirklich unsicher über dich selbst und die Situation oder Entscheidung bist, dann verursachen diese Sätze oft ein „schlechtes Gewissen“ und verunsichern noch mehr. Denn wenn du an dich glauben würdest, dann würdest du auch die Kraft haben trotz Selbstzweifeln neuen Mut aufzubringen.
Mir hat dabei eine wichtige Erkenntnis geholfen – und zwar diese: Wir leben alle in Ländern, in denen hauptsächlich ein Grundsatz gilt, den wir von kleinauf miterleben und der uns spätestens ab der Schule auch beigebracht wird. Wenn du etwas erklären kannst, ist es richtig – wenn etwas begründbar ist, dann ist es wahr. Ich überspitze das etwas, aber wir alle wachsen mehr oder weniger mit dieser Überzeugung auf, weil wir in Breitengraden leben und in einer Zeit, in der wir unheimlich viel wissen, Vieles erklären können, Dinge beweisen und nachforschen, wir Wissen weitergeben und teilen und weil „etwas zu wissen unsere Hauptwährung ist“.
Versteckt vermittelt uns das noch eine zweite Botschaft – „Wenn du etwas nicht weißt oder gut begründen kannst, ist es falsch“ oder schlimmer „bist du dumm“, „ist es schlecht“. Daran gibt es vor allem eine große Hürde, die mir oft Bauchschmerzen macht in Blick auf euch wunderbaren Mädels da draußen – wir alle haben nicht nur Gedanken, sondern auch Gefühle. Und zwar den ganzen lieben langen Tag. Und Gefühle sind meistens nicht rational und nicht immer finden wir den Grund oder wissen ihn. Und erst recht bedeutet das nicht – Erst wenn du weißt warum du etwas fühlst, ist es auch okay dieses Gefühl zu haben!
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen du sehr wahrscheinlich besonders viele Gefühle zeitgleich hast. Und in manchen Zeiten im Leben oder bei Entscheidungen, sind die Gefühle lauter als das Wissen und manches Wissen auch einfach völlig Ungewiss.
All das ist okay!! Das ist menschlich!! Deine Gefühle sind genauso richtig und wichtig wie dein Wissen und du brauchst keinen bestimmten Grund, um etwas zu fühlen!!
Das ist die erste Erfahrung, die ich mit dir teilen möchte. Und weil diese Erkenntnis nicht so einfach kommt und wir sie alle immer und immer wieder erleben und wiederholen müssen – wie eine Vokabel, die man sich besonders schwer einprägen kann und immer wieder vergisst und wiederholen muss – möchte ich euch eine Jorunalingübung vorstellen, die dir genau dabei gut tut und das Einprägen unterstützt.
Diese Journalingübung heißt „unconscious bias“.
Du brauchst einen Zettel oder dein Journal und einen oder mehrere Stifte (es darf gerne bunt werden:)) und dann startest du mit dem Schreiben, Zeichnen, Kritzeln. Schreibe Dinge, die dir in den Sinn kommen, die du fühlst und denkst, so auf wie sie kommen. Das können Sätze, Flusstext, einzelne Worte, Gekritzel, Bilder oder sonst was sein. Es kann ein wildes Durcheinander, sich ständig wiederholende Worte und Sätze oder auch eine Art Brief sein. Ganz egal wie, bei dieser Technik gibt es nur eine wichtige Regel – achte immer wieder darauf, dass du aus dem Herzen und Bauch schreibst und zeichnest oder kritzelst OHNE darüber nachzudenken und es zu bewerten. Denn selbst beim Schreiben deiner Gedanken und Gefühle bewertest du dich selbst immer wieder in „richtig und falsch“ und „okay und nicht okay“. Das hat etwas damit zu tun, dass du von kleinauf beim Sprechen und Schreiben lernst was „schön ist“, „richtig“ und „erlaubt“ zu denken, zu fühlen und zu sagen und dir diese Konzepte im Laufe deines Heranwachsens so feste eingeprägt hast, dass du sie selbst abrufst, wenn du mit dir alleine bist (sprichst). Journaln ist mit sich selbst sprechen! Du gibst dir beim Journaln die Möglichkeit Gedanken und Gefühle auszusprechen und dich selbst zu spüren. Uncouncious Journaln ist deine Möglichkeit dich Dinge zu trauen, sie gedanklich und emotional auszuprobieren und nachzufühlen wie’s dir damit geht OHNE dass es irgendeine Konsequenz hat oder du auch schon etwas wissen musst.
Das entlastet ungemein und nimmt Druck. Und nach einiger Zeit wirst du merken, dass du dich im Alltag mehr traust und dich selbst in Situationen, die neu sind, die Angst und unsicher machen, mehr und mehr ermutigen und dir zusprechen kannst. Denn sich erlauben etwas nicht zu wissen und zu fühlen, ist die bestärkendste Erlaubnis, die du dir selbst geben kannst, um Dinge auszuprobieren, deine Stimme zu finden, auch wenn du nicht perfekt vorbereitet bist oder auch etwas „einfach“ zu machen, was du unbedingt machen möchtest.
Wenn du beim Schreiben merkst, dass du dich korrigierst oder bewertest. Atme kurz ein und aus und schreibe wieder weiter.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und vielleicht startest du mit dem Satz in deinem Journal „Meine Gefühle sind genauso richtig und wichtig wie mein Wissen“
Ich wünsche dir ganz viel Spaß, bleib gesund und munter,
deine Annalena, deine blossoomm_girls